Geocaching in Frohnau

Kennen Sie Geocaching? Wenn ja, dann wissen Sie auch, dass Geocaching oder, halb verdeutscht, Geocachen, ein modernes Spiel für Erwachsene ist. Wenn nicht, dann lassen Sie sich über einen Ausflug zum Zwecke des Geocachens in Frohnau erzählen. Eigentlich war mein Gewährsmann nicht gut auf die Frohnauer zu sprechen. Es gebe in Frohnau eine schlechte Cachekultur, meinte er. Einige Frohnauer „Caches“ seien gesperrt; mit anderen Worten, sie seien ausgeraubt worden, so zum Beispiel ein „Multi-Cache“ an der Bahnhofsbrücke.

Ein „Multi-Cache“ dehnt die Suche durch Zwischenaufgaben aus, die den Sucher quasi auf Umwegen zum eigentlichen „Cache“ führen. Wer die Koordinaten für den Multi-Cache am Bahnhof finden wollte, wurde durch die Aufgaben über den Zeltinger Platz zur Kirche geführt, dann zum Buddhistischen Haus und zum Mahnmal für Herbert Bauer, zur Freiwilligen Feuerwehr, zum Pilz an der Oranienburger Chaussee und schließlich über die Wiltinger Straße zurück zum Bahnhof. Die Sucher erhielten dabei allerlei Informationen über Frohnau, darunter leider auch eine falsche, denn der kleine Bär in der Wiltinger Straße ist natürlich nicht von Renée Sintenis, sondern (wahrscheinlich) von Robert Heger.

Worum geht es beim Geocaching überhaupt? Ein „Cache“ ist ursprünglich ein Waffenversteck, wie es zum Beispiel Partisanen anlegen. Das Wort kommt aus dem Französischen; „cacher“ heißt verstecken. Die Engländer sprechen es wie das Wort „cash“ aus. Um an dem Spiel teilnehmen zu können, braucht man das Internet und ein GPS-Gerät. In Deutschland nehmen inzwischen mehr als eine dreiviertel Million Menschen an diesem Spiel teil. Aber nicht nur bei uns, auch im Ausland ist es verbreitet.

Heutzutage ist die Sache nicht mehr militärisch; vielmehr versteckt man kleine Behälter irgendwo und lässt sie von den Mitspielern suchen. So ein „Cache“ kann eine Filmdose sein oder ein Röhrchen. Dann spricht man von einem „Microcache“. Es gibt aber auch größere Behälter, etwa von der Größe einer Autoapotheke. In den „Caches “ sind keine wertvollen Dinge, sondern solche, wie man sie zum Beispiel in Überraschungseiern findet. Wichtiger sind kleine Zettel, die „Logbücher“. Hier trägt sich der Finder mit Datum und Pseudonym ein, nimmt sich etwas vom Inhalt und steckt etwas anderes hinein.

Wer einen „Cache“ anlegt, muss sich an bestimmte Regeln halten. Man muss den Ort des Verstecks einschließlich der genauen Koordinaten im Internet angeben und außerdem – nach einer bestimmten Tabelle – den Schwierigkeitsgrad der Auffindbarkeit. Es gibt ein zentrales „Geocaching-Team“, das darauf achtet, dass die Verstecke nicht zu dicht beieinander liegen und dass sie, wenn auch nicht ohne weiteres, so doch mit Geschick und Geduld tatsächlich gefunden werden können.

Teil des Spieles ist, dass man die Sache möglichst unauffällig macht, damit die Uneingeweihten, nach Harry Potter auch „Muggles“ genannt, nicht unnötig auf das Versteck aufmerksam gemacht werden. Es soll schon vorgekommen sein, dass Cache-Sucher von der Polizei – im Cacher-Jargon „Dienstmuggles“ genannt – angehalten wurden, weil sie sich so auffällig unauffällig bewegten.

Solcherart aufgeklärt, machten wir uns mit einem GPS-Gerät auf die Suche nach Frohnauer „Caches“. Manche sind nicht direkt in Frohnau, sondern ganz in der Nähe. Zunächst ging’s zur Invalidensiedlung. Dieser „Cache“ war nicht als „gesperrt“ gemeldet, doch als wir ihn endlich entdeckt hatten, mussten wir feststellen, dass die kleine Dose leer war. Sie war allerdings als Teil des „Geocaching“-Spiels deklariert, so dass wir sicher sein konnten, dass wir nicht irgendeine Dose gefunden hatten. Also musste mein Gewährsmann an die Zentrale melden, dass der Cache an der Invalidensiedlung ausgeraubt war.

Der zweite Cache war in der Bieselheide, nicht weit vom Gebiet des Künstlerhofes. Diesmal gelang es mir, ihn nach kurzer Suche zu finden. Ein GPS-Gerät zeigt das Versteck nicht hundertprozentig genau an, so dass man eine Fläche von vier bis sechs Quadratmeter absuchen muss. Es war ein Microcache, ein Röhrchen, in das gerade einmal die Logbuch-Zettel passten. Auf denen gab es schon viele Eintragungen; offenbar war es keine große Kunst, ihn zu finden.

Von der Bieselheide radelten wir zum Buddhistischen Haus. Aber trotz intensiver Suche gelang es uns nicht, den Cache zu finden. Wir suchten die angegebene Stelle so intensiv ab, dass ich schon fürchtete, wir könnten uns in den Augen der Passanten verdächtig benehmen. Aber niemand stellte uns zur Rede.

Nach einiger Zeit gaben wir auf und fuhren auf die Westseite Frohnaus. Dort, wo der Eichenhain in die Rote Chaussee, die ehemalige „Franzosenchaussee“, übergeht, bogen wir ab, fuhren zum Berliner Mauerweg und nahmen schließlich einen schmalen Weg hinein in den Wald. Auch hier fiel uns die Suche nicht schwer. Diesmal fanden wir einen recht großen Behälter, der eine Menge brauchbarer und unbrauchbarer Dinge enthielt. Mein Gewährsmann nahm sich ein Schlüsselband heraus und legte einen so genannten „travel bug“ hinein. Wer einen solchen findet, übernimmt die Verpflichtung, ihn möglichst weit zu transportieren, vielleicht sogar bis nach Amerika oder Afrika, jedenfalls so weit, wie er in nächster Zeit reist. „Travel bugs“ haben eine Registriernummer, die im Internet angegeben wird, so dass man ihren Weg verfolgen kann. Da kommen manchmal schon ganz beträchtliche Kilometerzahlen zusammen. Mal sehen, wohin unser „Bug“ von Frohnau aus reist.