Der Umbau des Gemeindesaals

Der Evangelischen Gemeinde Frohnau war 1936 das Geld aus­gegangen. Das Frohnauer Gotteshaus am Cecilienplatz (heute: Zeltinger Platz) wurde zwar noch weitgehend fertiggestellt, sieht man von kleinen Mängeln zum Beispiel beim Einbau der Orgel ab, aber der Gemeindesaal konnte nur dürftig ausgestattet werden. Zum Beispiel blieben die Wände und die Decke ohne Farbe. Ob die Geldknappheit oder der Wille der Architekten Krüger der Grund war, warum der Saal gerade einmal durch vier gelbe Kugellampen beleuchtet wurde, sei dahingestellt. Jedenfalls führte diese Tatsache im Verein mit den gelben Fen­stern dazu, dass spätere Nutzer des Saals den Eindruck hatten, er sei ein dunkles Loch. Dazu trug auch bei, dass man ihn durch einen dunklen Gang betreten musste, der durch die Ab­trennung der beiden Kindergartenräume vom Saal durch un­durchsichtige Holzwände entstanden war.

Als Pfarrer Christoph Anders im Jahre 1999 dem Gemeinde­glied und zweitem Vorsitzenden des Grundbesitzer-Vereins Frohnau, Professor Heinz Wagner, einen Geburtstagsbesuch abstattete, reiften erste Pläne zur Umgestaltung des „dunklen Lochs“. Anders erfuhr nämlich bei seinem Besuch, dass Wag­ner von Beruf Architekt war. So führte der Pfarrer den Archi­tekten, als dieser zur traditionellen Geburtstagsfeier für ältere Gemeindeglieder in der Kirche weilte, in den Gemeindesaal und bat ihn um Rat, was man tun könne, um die wichtige Ver­sammlungsstätte der Gemeinde aufzuwerten und attraktiver zu machen. Darauf Heinz Wagner: „Bringen Sie doch mal Licht in den Saal.“  Das bedeutete: bessere Ausleuchtung und neue hellere Fenster mit Isolierverglasung. Außerdem plante man gleich auch noch eine effektivere Wärmedämmung der Wände und der Decke. So wurde die Decke um ca. zehn Zentimeter abgehängt und mit Isoliermatten versehen.

Als neue Beleuchtung stellte sich Wagner statt der vier Kugel­lampen einen „Sternenhimmel“ vor, um eine schattenfreie Ausleuchtung zu bekommen. Allerdings hatten die Planer so­zusagen ihre Rechnung ohne den Wirt gemacht. Das Kirchge­bäude steht, wie man weiß, unter Denkmalschutz, und so musste der damalige Landesdenkmalpfleger Wolf-Borwin Wendlandt eingeschaltet werden. Dessen erste Reaktion war: Kommt nicht in Frage. Doch es ließ sich ein Kompromiss er­zielen. Die alten Lampen wurden beibehalten und neue in der gleichen Form hergestellt. Das hätte aber noch nicht viel mehr Helligkeit gebracht. Um eine Art Ersatz für den anfangs ge­planten Sternenhimmel zu erhalten, umgab man die alten Ku­gelleuchten mit ein oder zwei Metallkränzen, an denen jeweils vier kleine Lampen angebracht wurden. Sie bildeten gewisser­maßen die Planeten, die um das Zentralgestirn, also die große Kugel in der Mitte, kreisten. Außerdem ersetzte das gelbe Milchglas durch weißes. Dadurch wurde der Gemeindesaal so gut wie schattenfrei ausgeleuchtet.

Außerdem ließ man den dunklen Zugang verschwinden, ohne dass die Vorräume aufgeben wurden. Das konnte dadurch er­reicht werden, dass man die Schiebewände, die es anfangs nur zum Saal hin gab, durch solche mit Glasfüllungen ersetzte und sie durch weitere zum Gang hin ergänzte. Dadurch erreichte man eine große Variabilität oder Schaltbarkeit, weil alle Räume je nach Bedarf miteinander  in verschiedenster Weise kombiniert werden konnten.

Probleme verursachte nun noch die Akustik. Da war einmal der Vorraum, dessen Decke Professor Wagner als Tonne be­zeichnet. Früher gab es hier eine leicht schräge Decke, die we­niger Probleme bereitete. Doch in den sechziger Jahren baute man sie aus optischen Gründen um. Das hatte zur Folge, dass im Vorraum ein starkes Echo zu hören war. Wenn die Kanto­rei ihre Proben abhielt und der Vorraum gut gefüllt war, trat das Problem weniger stark auf, doch in der übrigen Zeit beein­trächtigte das Echo die Kommunikation erheblich. So entwic­kelte Heinz Wagner eine mit Dämmmaterial gefüllte „Gegen­wanne“, die im Scheitelpunkt der Deckenwölbung angebracht wurde und das Echo weitgehend schluckte. Ebenso halfen neue schwere Vorhänge, die Akustik zu verbessern.

Im Gemeindesaal waren es vor allem die Querbalken an der Decke, die die Akustik beeinträchtigten. Die Gemeinde beauf­tragte deshalb die Firma Moll damit, den Saal zu untersu­chen und entsprechende Messungen durchzuführen. Die Er­gebnisse waren schlechter als erwartet. Es blieb nichts weiter übrig, als die Decke mit einem Akustikputz zu versehen. Dieser musste schon vor seiner Anbringung eingefärbt werden, und zwar in der Farbe, die der Denkmalpfleger verlangte, also cre­megelb (wahrscheinlich die Ursprungsfarbe). Die von Heinz Wagner vorgeschlagene Farbe karminrot, die er wegen eines höheren Erlebniseffektes bevorzugt hätte, wurde von Wend­landt abgelehnt.

Das wäre weniger schlimm gewesen als der Fehler, der der Bau­firma unterlief. Wegen angeblicher Lieferschwierigkeiten ver­wendete sie statt des cremegelben einen weißen Putz. Als das beanstandet wurde, versuchte sie den Fehler wieder gut zu ma­chen und überstrich den weißen Putz mit gelber Farbe.

Das hätte sie natürlich nicht machen dürfen, denn Akustikputz muss durchlässig sein und darf nicht überstrichen werden. Eine neue Messung ergab, dass sich die Akustik gegenüber dem ursprünglichen Zustand um keinen Deut verbessert hatte. So musste die Firma nach viel Streit den Putz auf eigene Kosten entfernen und durch einen neuen, cremegelb eingefärbten er­setzen. Erneute Messungen ergaben, dass sich die Akustik jetzt wesentlich verbessert hatte. Allzu hohe Ansprüche durfte man allerdings immer noch nicht stellen, und so wurde schließlich eine Übertragungsanlage angeschafft, die eine einwandfreie Verständigung im Gemeindesaal gewährleistet.

Eine weitere Baumaßnahme im Gemeindesaal war der Abriss der kleinen Mauer vor der Bühne. Dadurch wurden neue Ab­stellräume geschaffen, wo nicht nur die Paletten Platz fanden, mit denen man die Bühne vergrößern kann, sondern auch die Geräte der Übertragungsanlage, die vorher provisorisch auf einem fahrbaren Tischchen untergebracht waren. Nicht zuletzt wurde der alte Linoleumboden durch einen Estrich mit Kork­boden ersetzt.

So präsentiert sich der Gemeindesaal als moderne Versamm­lungsstätte, in der sich die Gemeinde häufig und gern versam­melt, sei es für Gottesdienste, die zum Heiligen Abend nicht alle im Kirchsaal Platz haben, sei es für Vortragsabende oder für Feiern zu besonderen Gelegenheiten. Natürlich finden auch die Bläserchöre und die Kantorei Platz für ihre Übungs­stunden. Und schließlich bringt der Saal noch etwas Geld ein, wenn er für private Feiern und Veranstaltungen vermietet wird. Die Vermietung an Privatpersonen hatte im Übrigen zur Folge, dass wegen der dafür geltenden strengeren Hygienevor­schriften die Küche für den Gemeindesaal unter Einsatz be­deutender Geldmittel mit Edelstahlanlagen ausgestattet wurde.